Mit der Hand fuhr er sich durch die braunen Haare und lächelte dabei so herrlich schief. Hach, sie es liebte, wenn er das tat! Besonders wenn er sie dabei ansah mit diesen sexy, dunklen Augen in denen man sich spiegeln konnte. Ungeduldig schob sie sich mit dem Hintern ein Stück weiter auf den Schreibtisch in ihrem Rücken und grinste ihm breit entgegen. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er sich Schritt für Schritt auf sie zubewegte und dabei extra keine Anstalten machte, sich auch nur auf irgendeine Weise zu beeilen. Gott, das brachte sie gerade um den Verstand! Sie war so hibbelig und zappelig, dass sie ihn am liebsten angebrüllt hätte. Lieber biss sie sich auf die Lippe. Oh, und er wusste wie es ihr ging. Da war wieder dieses gerissene Blitzen in seinem Blick, dass er sonst immer hatte, wenn ihm wieder etwas geniales eingefallen war. Seine Schritte wurden nur noch langsamer und sein Lächeln fieser und gemeiner. Und dann öffnete er seine Lippen und sprach mit diesem Ton....Gott, dieser Ton!
"Miss Williams! Sie waren heute wieder so unaufmerksam in meiner Vorlesung. Das kann ich leider nicht dulden. Anscheinend brauchen Sie ein paar extra Stunden um das nachzuholen!", warf er ihr kokett entgegen und war dabei trotzdem so ernst, dass es ihr glatt den Rücken herunterlief. Wenn sie nicht gleich ein wenig frische Luft bekam, würde sie noch zusammen brechen. Trotzdem bewegte sie sich ein Stück von dem Schreibtisch hinunter. Nicht mal ein Hurrikan oder das 6. Revival von Green Day hätte sie gerade aus diesem Zimmer befördert. Geschmeidig schlang sie ihre Beine aus der Überschlagung und öffnete ihre Knie ein winziges Stück.
"Oh ja, Professor! Die brauche ich, denn ich war eine böse Studentin und ganz abgelenkt. Wissen Sie, da ist dieses Kribbeln...es macht mich...ganz verrückt", hauchte sie grinsend und mit kindlichem Unterton. Dabei beobachtete sie ihn, bis er endlich direkt vor ihr stand. Seine Hüften berührten ihre Knie und schoben sich weiter auf sie zu. Er lachte leise und stützte seine Hände neben ihr auf der Tischplatte ab. "Kribbeln? Erzählen Sie mir davon, Williams", forderte er sie auf und beugte sich zu ihr runter. Ihr Herz klopfte immer wilder gegen ihren Brustkorb und sein Gesicht kam ihrem immer näher und näher und sie konnte schon seinen Atem auf ihren Lippen spüren und..und...und... QUÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ...
....ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ....
In ihrem Kopf quakte und klingelte es, als hätte sich eine Gans ein Nest in ihrem Gehörgang gebaut. Nur langsam verzog sich der milchige Schleier aus ihrem Kopf und es dauerte einige Sekunden, bis sie ihre Augen öffnen konnte. Träge blinzelte sie gegen den grellen Lichtstreifen, der sich zwischen ihren Vorhängen gemogelt hatte und zielsicher auf ihr Gesicht gerichtet war. River schmatzte leise, während sie den Kopf hob und ihn zurück in die Kissen stopfte. Ein Traum! Ein verfluchter, bescheuerter, unheimlich reeller Traum!!! Schon wieder... dieses Mal wäre es fast soweit gewesen! Nur noch ein paar Sekunden länger und sie wäre endlich einen bedeutenden Schritt näher an ihrem Ziel gewesen. Die letzten Male, war sie nur bis zum Tisch gekommen. Ach, Himmel verdammt noch mal! Wenn nicht dieses..dieses...
Das Kissen dämpfte ihren Schrei ein wenig und die Flüche...böse Flüche... Grummelnd und zischend ruckte sie mit dem Oberkörper nach oben und verpasste der gelben Ente, auf ihrem Nachttisch, einen festen Schlag. Mit einem letzten langgezogenem Quaken zerschellte der Wecker an der Wand neben ihrem Kleiderschrank und polterte danach auf den Boden. Das war schon der 6, diesen Monat. Gott sei Dank, ließ sie sich nicht von ihrem Handy wecken.
Noch etwas desillusioniert saß sie auf ihrem Bett und trauerte ihrem fast perfekten Traum hinter her. Dabei glitt ihr Blick ein wenig durch ihr chaotisches Zimmer, bis er am Fenster hängen blieb. Die Sonne war ein gemeiner Scharfschütze. Der Lichtkegel hatte perfekt ihr Gesicht getroffen. Das tat er sonst nie! Normalerweise war es auch nicht hell, wenn sie aufstehen musste und.... Moment... es war nie hell, wenn sie aufstehen musste!
"Oh Shit!" Zischend strampelte sie die Decke von ihren Beinen und versuchte dabei vom Bett zu krabbeln. Fazit? Die Decke gewann und brachte sie auf dem letzten Zentimeter zu Fall! Polternd krachte sie mit der Stirn voran auf den Boden! Doch fürs Wundenlecken, war gerade keine Zeit. Im Eiltempo rannte sie aus dem Zimmer und krachte ins Bad hinein. Kurz bevor die Tür ins Schloss fiel, hatte sie noch ein Stück von rosa Plüsch um die Ecke zur Küche huschen sehen.
"Schatz? Bist du nicht etwas spät dran?", rief ihre Mutter skeptisch. River verdrehte die Augen und warf ihr Schlafshirt genau drei Zentimeter neben die Wäschetonne. "WIE KOMMST DU DENN DARAUF?", keifte sie ihr sarkastisch entgegen. Die nächsten Worte ihrer Mum konnte sie dank der Dusche nicht mehr hören.
In nur 5 Minuten hatte sie das geschafft, wofür sie normalerweise eine Stunde brauchte. Unter Druck arbeitete sie eben immer noch am besten. Splitterfasernackt rannte sie zurück in ihr Zimmer, schoss sich in die Klamotten, warf sich die Umhängetasche über die Schultern, steckte sich das Handy zwischen die Lippen, den USB-Stick in den BH und sprang danach wieder aus ihrem Zimmer und durch den Flur.
An der Haustür wartete schon ihre Mum mit Rivers Thermoskanne in der Hand.
"Vielleicht solltest du vorher auf den Wecker gucken, bevor du ihn wieder gegen die Wand wirfst", gab sie ihr noch zu bedenken, während River bereits die Tür geöffnet und den ersten Treppenabsatz in einem Sprung zurücklegte. Hastig stopfte sie sich ihr Handy doch lieber in die Jackentasche. "WÄRE ZU LANGWEILIG", antwortete sie ihr noch mit einem lauten Lachen und sprang geräuschvoll den nächsten Absatz herunter.
"NICHT SO LAUT!", brüllte Mrs. Pierson , die ihren Kopf aus ihrer Haustür gesteckt hatte, River hinter her. An ihrem Fuß versuchte eine ihrer 50 Katzen auf den Flur zu entwischen, zuckte aber wieder zurück, als River zum nächsten Sprung ansetzte.
"ENTSCHUDLIGUNG, MRS PIERSON", schallte ihre und die Stimme ihrer Mum gleichzeitig durch den Hausflur, eher gleich zwei Haustüren zugeknallt wurden.